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Bauen im Bestand

Trotz steigender Preise für Baumaterialien, Lieferengpässe sowie dem Klimawandel werden Gebäude oftmals leichtfertig abgerissen. Dabei wäre es in vielen Fällen nicht nur in Bezug auf den Klimawandel nachhaltiger und vor allen Dingen günstiger, Bestandsimmobilien umzubauen, umso bestehende Ressourcen zu nutzen. Der folgende Artikel soll Informationen zum Thema geben und erläutern, warum es sinnvoll sein kann, Bestandsimmobilien umzubauen bzw. energetisch zu sanieren.

Präzise & auf den Punkt

  • Definition von Bauen im Bestand: Es handelt sich dabei um bauliche Maßnahmen, die den Wert einer Immobilie erhalten und gleichzeitig für mehr Wohnkomfort sorgen. Antworten dazu liefert die HOAI im § 2.

  • Denkmalschutz bei Baumaßnahmen im Blick haben: Zu den wesentlichen Vorgaben beim Bestandsbau zählen neben dem Denkmalschutz auch das jeweilige Baurecht, welche zwingend eingehalten werden muss.

  • Verschiedene Förderprogramme: Die KfW-Bank stellt interessierten Bauherren eine Reihe von Fördermöglichkeiten zur Verfügung, die den Bestandsbau ermöglichen. Umfassende Informationen und Antworten auf Fragen bekommen Bauherren auf der Seite der KfW-Bank.

Inhaltsverzeichnis

Was bedeutet Bauen im Bestand?

In Fachkreisen wird Bauen im Bestand auch sehr oft als Bestandsbau bezeichnet. Dies bedeutet nichts anderes, dass alle baulichen Maßnahmen an einer Immobilie zusammengefasst werden, welche zur Wertsteigerung beitragen. Laut Definition der HOAI in § 2 Abs. 5 zählen dazu Instandhaltungen, Instandsetzungen, Umbauten, Modernisierungen, der Wiederaufbau sowie die Erweiterungsbauten.

Analyse des Bestandsgebäudes

  • Zustandsanalyse: Für das Bauen im Bestand muss zuerst geprüft werden, ob das entsprechende Haus für die geplanten Maßnahmen geeignet ist. Dies geschieht im Rahmen einer umfassenden Baubeurteilung. Dazu zählen neben der Diagnose des Gebäudezustands auch die Baukonstruktion, die einzelnen Bauteile sowie eine abschließende allgemeine Beurteilung der Immobilie.

  • Erforderliche Sanierungsmaßnahmen: Im Zuge der Zustandsanalyse werden die erforderlichen Sanierungsmaßnahmen ermittelt. Darunter fallen unter anderem das Beseitigen von Schimmel und Undichtigkeiten, das Trockenlegen eines feuchten Kellers sowie das Reparieren eines undichten Daches.

  • Berücksichtigung von Denkmalschutz und Baurecht: Beim Bauen im Bestand müssen deutlich mehr Vorgaben als beim Neubau beachtet werden. Dies bedeutet, dass Beteiligte wie zum Beispiel Architekten und involvierte Unternehmen sich im Vorfeld Klarheit über alle Auflagen verschaffen müssen, die im Zusammenhang mit dem Gebäude stehen. Unter anderem müssen das Amt für Denkmalpflege sowie das Amt für Brandschutz in die Planung mit einbezogen werden, um sicherzustellen, dass im Rahmen der Sanierung oder beim Umbau alle Auflagen sowohl im Baurecht als auch im Denkmalschutz beachtet werden.

Vor- und Nachteile des Bauens im Bestand

Bauen im Bestand bietet sowohl wirtschaftliche als auch ökologische Vorteile, stellt jedoch auch Herausforderungen dar. Die Entscheidung zwischen Sanierung und Abriss sollte daher gut abgewogen werden, um das volle Potenzial bestehender Gebäude auszuschöpfen.

Vorteile

Nachteile

Finanzielle Aspekte und Fördermöglichkeiten

  • Kostenanalyse und Budgetplanung: Um das Budget zu planen, muss eine Kostenanalyse durchgeführt werden. Die Gesamtkosten beim Bauen im Bestand setzen sich aus einer Reihe von verschiedenen Kosten für nötige Maßnahmen und benötigte Materialien zusammen. Je nach Zustand des Gebäudes sind zusätzliche Arbeiten nötig. Dazu zählen die Beseitigung von gravierenden Bauschäden ebenso wie die Anpassung von Installationen an den aktuellen Stand der Technik. Des Weiteren müssen die Vorgaben zum Brandschutz beachtet werden, welche die Kosten deutlich erhöhen können. Eventuell ist auch ein Abbruch von Gebäudeteilen nötig, um die spätere Nutzung sicherzustellen.

  • Förderprogramme und Finanzierungsoptionen: Für das Bauen im Bestand gibt es eine Reihe von verschiedenen Förderprogrammen der KfW-Bank. Zum einen gibt es hier das Programm 308 – Wohneigentum für Familien / Bestandserwerb und zum anderen das Programm 261 – Wohngebäude Kredit für energieeffizientes Sanieren. Ebenfalls interessant ist das Programm 458 – Heizungsförderung. Privatpersonen bekommen hierbei für den Kauf und Einbau einer neuen und klimafreundlichen Heizung, die hilft Energie zu sparen, einen Zuschuss. Neben dem Eigenkapital gibt es in Deutschland mit der Baufinanzierung verschiedene Finanzierungsoptionen, die Bauherren für die Sanierung bzw. den Umbau von Bestandsimmobilien nutzen können, umso Ressourcen zu schonen.

  • Wirtschaftlichkeit von Sanierungsprojekten: Das Bauen im Bestand ist oftmals umfangreicher als ein Neubau. Um die Wirtschaftlichkeit der Sanierung betroffener Objekte sicherzustellen, muss oft ein Fachplaner bzw. Sachverständiger zusätzlich engagiert werden. Nur so kann ermittelt werden, ob der Umbau bzw. die Sanierung wirtschaftlich ist oder ein Neubau die bessere und vor allen Dingen kostengünstigere Alternative wäre.

Planung und Umsetzung von Sanierungsmaßnahmen

  • Entwicklung eines Sanierungskonzepts – Unter anderem kommt hier das Sanierungskonzept Energiesprong zum Tragen. Durch den Einsatz der standardisierten Bautechnik sowie der Nutzung von modularen Gebäudehüllen-Elementen lassen sich Bestandsimmobilien auf den Net-Zero-Standard bringen.

  • Auswahl geeigneter Baupartner und Handwerker – Für den Umbau von Bestandsimmobilien ist es wichtig, mit Unternehmen und Handwerkern aus dem Bauwesen zu arbeiten, die sich sowohl mit der jeweiligen Architektur als auch mit den dafür benötigten Materialien auskennen.

  • Zeitplanung und Bauablauforganisation – Damit das Projekt zeitnah abgeschlossen werden kann, ist es nicht nur wichtig eine möglichst exakte Zeitplanung zu erstellen, da die Bauablauforganisation ebenso wichtig ist. Unter anderem wird darin geklärt, welche Aufgaben im Projekt von welchem Partner übernommen werden und wie viel Zeit für die entsprechende Aufgabe eingeplant wird.  

Bautechnische Herausforderungen und Lösungen

  • Tragwerksplanung und Statik: Durch einen Umbau sollen der Wert einer Immobilie gesteigert und wertvolle Ressourcen geschont werden. Werden Wand- und Deckendurchbrüche durchgeführt, verändern sich die Lasten und somit die Statik des Gebäudes. Dies erklärt, warum die Tragwerksplanung beim Bauen im Bestand unerlässlich ist.

  • Haustechnische Modernisierung: Bei den Modernisierungsmaßnahmen rund um die Haustechnik geht es zum einen um den Werterhalt und zum anderen um das Einsparen von Energie. Vielfach wird dazu eine alte Heizungsanlage gegen eine moderne und vor allen Dingen energieeffiziente Anlage ausgetauscht.

  • Energetische Sanierung und Nachhaltigkeit: Zu den bautechnischen Herausforderungen zählt unter anderem auch das energetische Sanieren. Eine der Möglichkeiten ist die umfassende Dämmung des kompletten Hauses. Im Zuge der Nachhaltigkeit ist es von größter Wichtigkeit, dass beim Bau im Bestand in erster Linie umweltfreundliche Baumaterialien zum Einsatz kommen.

Gestaltung und Design im Bestandsbau

  • Erhaltung des historischen Charakters: Wichtig für solche Baumaßnahmen ist es, dass der Originalzustand eines Gebäudes so weit als möglich in Form und Farbe erhalten bleibt. Nicht selten handelt es sich dabei um eine Gradwanderung, die sich letztendlich auch auf die Immobilienwirtschaft auswirkt.

  • Moderne Elemente und zeitgemäße Ausstattung: Durch die Kombination von historischen Elementen und modernen Anforderungen entstehen beim Bau im Bestand oftmals kreative Entwürfe, die auf den ersten Blick ungewöhnlich wirken.

  • Barrierefreiheit und Wohnkomfort: Durch verschiedene Umbaumaßnahmen sollen Häuser und Wohnungen im Bestand barrierefrei und gleichzeitig mit hohem Wohn- und Wohlfühlkomfort geschaffen werden. Allerdings gilt in Deutschland bei bestehenden Gebäuden immer der sogenannte Bestandsschutz, bei dem die Verpflichtung zur Barrierefreiheit entfällt. Dies erklärt auch, warum im Vorfeld mit Blick auf die Immobilienwirtschaft eine umfassende Bewertung durchgeführt werden muss.

Qualitätskontrolle und Bauabnahme

  • Überwachung der Bauarbeiten: Während der kompletten Baumaßnahmen müssen sämtliche Bauarbeiten permanent überwacht werden. Nur so kann sichergestellt werden, dass alle Auflagen und Vorgaben eingehalten wurden.

  • Mängelbeseitigung und Gewährleistung: Werden bei dieser Gelegenheit Mängel festgestellt, müssen diese zeitnah beseitigt werden. Grundsätzlich haftet das Bauunternehmen für sämtliche Mängel am Bauwerk, die bei der Bauabnahme bekannt waren. Genau wie bei Neubauten gilt auch hier eine Gewährleistungsfrist von 5 Jahren ab dem Tag der Bauabnahme.

  • Bauabnahme und Übergabe des sanierten Gebäudes: Sobald die Bauabnahme abgeschlossen ist, kann das sanierte Gebäude an den Eigentümer zur freien Verfügung übergeben werden.

Fazit

Auf Nachfrage kann gesagt werden, dass Bauen im Bestand immer wichtiger wird. Zum einen schont es die Ressourcen und zum anderen lassen sich so vorhandene Strukturen nutzen, um neuen Wohnraum zu schaffen. Wesentliche Aufgabe dabei ist es, durch energetische Sanierungen die Umweltbilanz von Bestandsimmobilien zu verbessern.

Durch Digitalisierungen entsteht sowohl für Bauherrn als auch für den Architekt ein großes Potenzial, den Bestandsbau nachhaltiger zu gestalten und somit etwas für die Umwelt und die Allgemeinheit zu tun. Sicherlich ist der Bauaufwand beim Bestandsbau deutlich höher ist als bei Neubaumaßnahmen, da höhere Anforderungen unter anderem an die Terminplanung gestellt werden.

FAQ zum Bauen im Bestand

Ein Abriss bedeutet oft den Verlust wertvoller Bausubstanz und erhöht den Bedarf an neuen Baustoffen. Der Erhalt und die Sanierung bestehender Bauten hingegen reduziert den Materialverbrauch, spart Energie und trägt zur Schonung von Flächen bei. Zudem lassen sich durch gezielte Umbauten klimaresiliente Lösungen für eine nachhaltige Zukunft schaffen.

Die Architektenkammer bietet Fachwissen und Beratung zu Bestandsbauten an. Sie unterstützt Mitglieder bei der Planung von Projekten und hilft, geeignete Technik und Materialien für eine nachhaltige Modernisierung auszuwählen. Zudem erarbeitet sie mit dem Arbeitskreis für Bestandsbau zukunftsfähige Perspektiven für den Umgang mit bestehender Bausubstanz.

Moderne Heiz-, Lüftungs- und Solarsysteme verbessern die Energieeffizienz von Altbauten. Besonders gefragt sind intelligente Technik-Konzepte wie Wärmepumpen oder Solarthermie, um klimaresiliente Wohnräume zu schaffen. Der richtige Umgang mit Dämmstoffen und die Nutzung umweltfreundlicher Baustoffe spielen ebenfalls eine entscheidende Rolle.

Der Bestandsschutz ermöglicht den Erhalt historischer Bauten, während moderne Instandhaltungen und durchdachte Umbauten den Wohnkomfort verbessern. Stadtplaner setzen dabei auf nachhaltige Flächennutzung und integrative Konzepte, um alte Gebäude in das moderne Bauwesen zu integrieren.

Verschiedene Programme, darunter die KfW-Förderung, unterstützen energetische Umbauten und Sanierungen. Ziel ist es, bestehende Bauten zukunftssicher zu machen und durch verbesserte Anlagen sowie ressourcenschonende Baustoffe die Umweltbilanz zu optimieren. Eine detaillierte Liste der Fördermöglichkeiten findet sich häufig in Fachpublikationen mit ISBN-Nummer oder auf den Seiten der Architektenkammer.

Die Wissenschaft befasst sich intensiv mit nachhaltigen Lösungen für den Bestandsbau. Herausforderungen bestehen insbesondere in der Anpassung von Technik und Material an alte Gebäude, der Sicherstellung der Instandhaltungen sowie in der effizienten Nutzung von Flächen in urbanen Räumen. Experten aus dem Arbeitskreis Bestandsbau entwickeln hierfür innovative Perspektiven für die Zukunft.

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