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Serielles bauen

Laut der SPD-Bundesbauministerin Klara Geywitz wird in der Zukunft serielles Bauen zum Vorreiter in der Baubranche. Aufgrund der Vorfertigung von Fertigteilen lässt sich laut Bundesregierung innerhalb kürzester Zeit viel bezahlbarer Wohnraum schaffen. So kann der Wohnungsnot aktiv entgegengewirkt werden. Mit Recht stellen Kritiker sich hier die Frage, ob Deutschland nicht die Renaissance der ehemaligen Plattenbau-Siedlungen droht. Zahlreiche Hausanbieter haben in ihr Portfolio die serielle Bauweise aufgenommen, um Bauinteressenten eine Reihe unterschiedlicher Vorschläge zu präsentieren, die nichts mit den Plattenbauten zu tun haben. Der folgende Artikel soll eine Reihe von Fragen rund um serielles und modulares Bauen beantworten.

Präzise & auf den Punkt

  • Vorteil des seriellen Bauens: Nicht nur das Einsparen von Kosten, sondern auch die Zeitersparnis ist ein wichtiges Argument. Die Kosten lassen sich in Euro pro Quadratmeter deutlich reduzieren, sodass jeder eine Chance auf bezahlbaren Wohnraum bekommt. Zu den weiteren Vorteilen zählen die Nachhaltigkeit sowie die höheren Qualitätsstandards.

  • Ursachen von Wohnungsnot: Neben dem starken Bevölkerungswachstum muss auch der Trend zu immer mehr Singlehaushalten erwähnt werden. Des Weiteren werden sehr oft Wohnimmobilien zweckentfremdet, wie etwa als reine Ferienwohnung oder als Homeoffice.

  • Maßnahmen der Bundesregierung zur Unterstützung der Baubranche: Neben den verschiedenen Förderprogrammen gibt es Rahmenvereinbarungen, die Wohnungsbau aktiv unterstützen sollen.

Inhaltsverzeichnis

Definition und Konzept des seriellen Bauens

Unter seriellem Bauen ist das Errichten von Gebäuden mit hoch standardisierten und industriell vorgefertigten Elementen in Serienproduktion zu verstehen. Im Gegensatz zu der Einzelbauweise, bei der die verschiedenen Elemente auf der Baustelle vor Ort individuell gefertigt werden, werden diese beim seriellen Bauen in einem Werk nach einem bestimmten Prototyp gefertigt. Die vorgefertigten Bauteile werden im Anschluss zur Baustelle transportiert, um dort zusammengefügt zu werden.

Da Stahlbeton beim Bau von Häusern nicht mehr rentabel ist, wird ein Großteil der seriell gefertigten Immobilien aus Holzbauteilen hergestellt.

Leider wird die serielle Bauweise immer wieder mit dem Begriff Plattenbau in Verbindung gebracht, was so schon lange nicht mehr stimmt, denn serielle Wohnbauten sind nicht weniger individuell als andere Häuser.

Aktuell steht das serielle Bauen in der Baubranche für mehr Effizienz und Skalierbarkeit rund um den Wohnungsbau. Wohnungsunternehmen sind damit in der Lage, innerhalb kürzester Zeit kostengünstigen Wohnraum zu schaffen, bei dem nicht auf Qualität verzichtet werden muss. Die ersten Wohnungen aus vorgefertigten Bauteilen entstanden 2018 aufgrund einer Rahmenvereinbarung mit der Bundesregierung. Schon damals sollte das innovative Baukonzept vier Dinge vereinen. Dabei geht und ging es nie nur um Zeit- und Kostenersparnis, sondern vielmehr um die Berücksichtigung von baukulturellen Belangen und der hohen architektonischen sowie städtebaulichen Qualität.

Vorteile des seriellen Bauens

Serielles Bauen hat für den Wohnungsbau eine Reihe von Vorteilen. Um diese Vorteile besser zu verstehen, haben wir uns die markantesten näher angeschaut.

Kosteneffizienz und Zeitersparnis

Die einzelnen Bauelemente lassen sich aufgrund der Serienfertigung kostengünstiger herstellen. Dies bedeutet, dass eine Vorfertigung der einzelnen Elemente einen deutlichen Vorteil, wenn es um das Preis-Leistungs-Verhältnis geht, mit sich bringt. Im Schnitt lassen sich mit einer solchen Bauweise die Baukosten um 5 bis 10 % pro Quadratmeter reduzieren. Des Weiteren sinken die Personalkosten, da weniger Fachkräfte als beim konventionellen Bauen benötigt werden. Im Hinblick auf den derzeitigen Fachkräftemangel ist dies ein deutlicher Vorteil.

Gleichzeitig verkürzt sich die Bauzeit massiv, da rund 70 bis 80 % der Bauarbeiten wetterunabhängig erfolgen. Die vorgefertigten Elemente werden unabhängig vom Wetter in den Produktionshallen der Anbieter hergestellt.

Qualitätssicherung und Standardisierung

Die standardisierten Bauelemente und die damit verbundenen Prozesse garantieren eine einheitliche Qualität, was wiederum für weniger Ärger mit Bauherren und Bauunternehmen sorgt.

Aufgrund der permanenten Qualitätskontrolle bei der Fertigung im Werk kommt es deutlich seltener zu Baumängeln und somit auch zu weniger Qualitätsproblemen. Wesentlicher Grund hierfür sind die vordefinierten Standards.

Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung

Serielles Bauen steht gleichzeitig für mehr Nachhaltigkeit. Durch die Verwendung von nachhaltigen und vor Ort verfügbaren Materialien, wie zum Beispiel Holz, kann viel CO₂ eingespart werden.

Durch das präzise Materialmanagement werden Bauabfälle reduziert, sodass die vorhandenen Ressourcen optimal genutzt werden können.

Planung und Design beim seriellen Bauen

Sowohl die Planung als auch das Design für Häuser und Wohnungen werden individuell an die Menschen angepasst, damit kein Haus dem anderen gleicht.

Bedeutung einer durchdachten Planung

Sowohl die Architektur als auch die verschiedenen Bauweisen werden gründlich vorgeplant und durchlaufen eine umfassende Entwurfsphase, bis jedes Detail stimmt.

Trotz der standardisierten Bauweise der Häuser lassen sich individuelle Kundenwünsche berücksichtigen.

Flexibilität und Anpassungsfähigkeit des Designs

Menschen sind unterschiedlich und haben verschiedene Lebensstile, was sich auch in den Anforderungen an den Wohnraum zeigt. Aus diesem Grund müssen im Rahmen des Wohnungsbaus nicht nur die Grundrisse der Wohnungen, sondern auch die Raumkonzepte entsprechend angepasst werden. Gemäß den Kundenwünschen gibt es eine breite Palette von Designoptionen und Ausstattungsvarianten, sodass jeder sein ganz individuelles Traumhaus bekommt.

Ablauf und Umsetzung des seriellen Bauens

Serielles Bauen setzt auf modernste Technologien und spezielle Fertigungsmethoden, ohne dass die Bauqualität darunter leidet.

Beschreibung des Bauablaufs beim seriellen Bauen

Sobald die Gebäude geplant sind, können am Computer die ersten Prototypen entworfen werden. Entsprechen die Prototypen den Vorstellungen von Architekten, Planern und Bauinteressenten, werden diese in den Fertigungshallen der Anbieter in großen Stückzahlen hergestellt. Nach der Produktion werden die vorgefertigten Bauteile auf die jeweiligen Baustellen transportiert, um dort in einer Art Baukasten-Prinzip von einem erfahrenen Montageteam zu einem Gebäudekomplex wie zum Beispiel einem Studentenwohnheim zusammengebaut zu werden.

Einsatz moderner Technologien und Fertigungsmethoden

Es kommen verschiedene Fertigungsmethoden zum Einsatz. Dazu zählen die Systembauweise, bei der die vorgefertigten Gebäudeteile und Module zu Gebäuden zusammengesetzt werden. Zusätzlich gibt es die Bauelementfertigung, die auch als Präfabrizierte Bauelemente bekannt ist. Hierbei werden die benötigten Bauelemente sowohl industriell als auch in traditioneller Handwerkskunst hergestellt. Mithilfe von digitalen Daten einer CAD-Software entstehen so Fenster, Türen und Wände, die dann individuell zusammengesetzt werden können. So wird die Variabilität bei den standardisierten Grundrissen gewährleistet.

Eine der modernsten Technologien in der Baubranche ist der 3D-Druck. Mithilfe der 3D-Druck-Technologie und dem computergestützten Bauverfahren lassen sich so komplette Gebäude errichten. Dazu werden die Pläne an einem Computer entworfen und mithilfe von Steuerungsdaten für den 3D-Drucker übersetzt, der diese dann am Computer druckt.

Qualitätskontrolle und Bauüberwachung

Die standardmäßige Vorfertigung garantiert nicht nur eine hohe Bauqualität, sondern sorgt auch für die Einhaltung der verschiedenen Standards. Aufgrund von ständigen Qualitätskontrollen während der Fertigungsprozesse kommt es deutlich seltener zu Mängeln.

Herausforderungen, Lösungen und potenzielle Fallstricke

Immer öfter kommt serielles Bauen sowohl für große Wohneinheiten als auch für Einzelgebäude zum Einsatz. Gerade für Gebäude mit hohen Wiederholungsraten wie zum Beispiel bei Hallen, Bürogebäuden, Wohnheimen, Schulen oder Hotels  bietet sich die serielle Bauweise an.

Die gesellschaftliche Akzeptanz rund um das serielle Bauen bessert sich Stück für Stück. Allerdings gibt es eine Vielzahl von Herausforderungen, die es gilt zu meistern. Dabei geht es in erster Linie um die föderale Organisation beim Bau- und Planungsrecht in Deutschland. So gelten für den sozialen Wohnungsbau neben den Förderrichtlinien der einzelnen Länder zusätzlich kommunale Regelungen, die beachtet werden müssen. Leider gibt es bis zum jetzigen Zeitpunkt kaum länderübergreifende serielle Lösungen mit den dazugehörigen Typengenehmigungen.

Selbst wenn diese Herausforderungen irgendwann einmal überwunden sein werden, wird laut einer Studie aus dem Jahr 2023 serielles Bauen nicht zur sogenannten Allzweckwaffe, um die Probleme auf dem Wohnungsmarkt sowie die Wohnungsnot zu mindern. Zu deutlichen Effekten und nennenswerten Vorteilen kommt es bei den Systemlösungen erst ab dem Bau von 150 bis 400 Wohnungen. Erst dann ist von einem Einsparpotenzial bei den Kosten von ca. 20 % zu sprechen. Dies erklärt auch, warum serielles Bauen in erster Linie für Wohnungsbau-Investoren von großem Interesse ist bzw. sein wird.

Bedingt durch den aktuell herrschenden Mangel an Fachkräften wird die Baubranche immer mehr zur Konjunkturbremse. Vielfach können freie Stellen in den Unternehmen nicht ersetzt werden, weil es nicht genügend Nachwuchs gibt, der an eine Ausbildung in der Baubranche denkt. Weitere Gründe für den Fachkräftemangel sind unsere alternde Gesellschaft sowie die fehlende Wertschätzung für Berufe im Handwerk. Immer mehr Menschen streben nach einer Akademisierung. Serielles Bauen ist hier die Lösung.

Zusätzlich soll das serielle Bauen der Baustein für die Wohnraum-Offensive von Bund, Land und Kommunen sein. Nur so lassen sich bezahlbare Wohnungen sowohl in den Großstädten als auch auf dem Land schaffen. Dazu ist es nötig, dass es zwingend Vereinbarungen mit den Gemeinden geben muss, dass diese seriell bauen. Leider ist das Vorhaben bisher gescheitert, da viele Städte sich mit den gesetzlichen Erleichterungen schwer tun. Aus diesem Grund hat die ZIA eine Selbstverpflichtung der Gemeinden ins Spiel gebracht. Für große Quartier-Projekte sollen bis zu 30 % davon in serieller Bauweise realisiert werden. Wichtig dafür ist ein Vorantreiben bei der Digitalisierung von Planungs- und Genehmigungsverfahren. Leider mangelt es bei vielen Kommunen an den Voraussetzungen, da bisher digitale Bauakten weder gelesen noch bearbeitet werden können. Die ZIA verlangt daher, dass das serielle Bauen in der Baurechtsreform verankert werden muss.

Vorreiter rund um das serielle Bauen ist der Spitzenverband GdW. Durch eine Rahmenvereinbarung wird es möglich, dass die Wohnungsbauwirtschaft aus einem Katalog Gebäude heraussuchen kann, die dann realisiert werden. Die GdW sagt dazu, dass die Unternehmen in der deutschen Bauindustrie so von einer deutlichen Zeitersparnis profitieren würden, da für viele Gebäude bereits Ausschreibungen und Planungen vorhanden sind.

Erfolgsfaktoren beim seriellen Bauen

Durch die Zusammenarbeit mit erfahrenen Baupartnern und Lieferanten wird sich die serielle Fertigung kontinuierlich verbessern. Dies erklärt auch, warum die Bundesbauministerin Klara Geywitz auch in Zukunft an der seriellen Bauweise festhalten wird. Nur so kann der aktuelle herrschende Wohnungsmangel bewältigt werden, indem bezahlbare Gebäude bzw. Wohnraum für die Masse geschaffen werden.

Fazit

Beim Errichten von Gebäuden mithilfe von Modulen muss zwischen verschiedenen Aspekten unterschieden werden, da die serielle Planung noch keine Aussage über die spätere Realisierung trifft. Die Grundrisse einer Wohnung spielen dabei keine Rolle. Es kommt vielmehr auf die Wiederholungen bei den Modulen, die Verwendung von Materialien und die Typisierung an. Die seriellen Bauweisen stehen somit als Synonym für die Massenfertigung von verschiedenen Modulen weitab von den eigentlichen Baustellen. Durch eine solche bedarfsynchrone Produktion bzw. dem sogenannten Just-in-Time-Prinzip kann dem Mangel von Fachkräften entgegengewirkt werden. Des Weiteren führt es zu einer Ersparnis von rund 20 % der aktuellen Kosten.

Das Bundesbauministerium setzt verstärkt auf serielles Bauen, um die Effizienz im Wohnungsbau zu steigern und zukünftige Projekte schneller sowie kostengünstiger umzusetzen.

FAQ: Serielles Bauen

Vor allem Sozialwohnungen, Studentenwohnheime und Mehrfamilienhäuser. Standardisierte Bauprozesse ermöglichen eine schnelle Umsetzung großer Bauprojekte, was bei Wohnungsmangel entscheidend ist.

Regionale Bauvorschriften erfordern oft Anpassungen durch Bauunternehmen. Zudem gibt es Vorbehalte, dass modulares Bauen weniger individuell ist. Die Bauindustrie arbeitet an flexibleren Designs.

Durch optimierte Bauprozesse und ressourcenschonende Materialien reduziert sich der Abfall. Die Wohnungswirtschaft nutzt zunehmend Holz und Recyclingstoffe, um den Wohnungsmangel umweltfreundlich zu bekämpfen.

Der Wohnungsmangel erfordert schnelle und effiziente Lösungen, weshalb sich die Wohnungswirtschaft zunehmend auf modulares und serielles Bauen konzentriert. Diese Bauweise ermöglicht es, Bauprojekte mit standardisierten Bauteilen schneller und kostengünstiger umzusetzen.

Innerhalb weniger Jahre hat sich die Technik weiterentwickelt, sodass seriell gefertigte Gebäude individuell anpassbar sind. Die Kombination aus industrieller Fertigung und flexibler Architektur macht das modulares Bauen besonders attraktiv für moderne Wohnkonzepte.

Für Bauunternehmen bietet serielles Bauen klare Vorteile: Kürzere Bauprozesse, reduzierte Kosten und weniger Personalaufwand. Da viele Arbeiten wetterunabhängig in Fertigungshallen stattfinden, lassen sich Verzögerungen durch Witterungseinflüsse minimieren.

Auch die Bauindustrie profitiert, da durch industrielle Vorfertigung größere Mengen an Bauteilen effizient produziert werden können. Besonders in Zeiten des Wohnungsmangels setzen immer mehr Unternehmen der Wohnungswirtschaft auf diese Bauweise.

Der Spitzenverband der deutschen Wohnungswirtschaft, der GdW, treibt das serielle Bauen aktiv voran. Durch Rahmenvereinbarungen können Wohnungsunternehmen auf standardisierte Bauprojekte zurückgreifen, wodurch sich Genehmigungs- und Bauprozesse beschleunigen.

In den letzten Jahren hat der Spitzenverband daran gearbeitet, das serielle Bauen als festen Bestandteil der modernen Bauindustrie zu etablieren, um bezahlbaren Wohnraum effizient zu realisieren.

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